Varrel - Jungen führen ihre Mappen nicht so ordentlich wie Mädchen, lernen meistens nicht freiwillig, reden nicht gern, raufen und toben lautstark und sind einfach immer in Bewegung: Zahlreiche Eltern nicken, denn diese Aussagen von Bianka Reichardt können sie bestätigen. Die Erziehungswissenschaftlerin war jetzt zu Gast in Varrel. Titel ihres Vortrages: „Jungs sind klasse – wenn man sie versteht...“. Eingeladen hatten die Schulen und Kindergärten der Samtgemeinde Kirchdorf unter der Organisation von Jens Grunert (Oberschule Varrel), Petra Winkelhoff (Grundschule Kirchdorf) und Silke Bornkamp (Kindergarten Barenburg). „Ein sehr unterhaltsamer Vortrag, wie sich im Laufe des Abends herausstellte“, kommentiert den Abend Silke Bornkamp. In den kleinen Alltagsanekdoten, die Reichardt erzählte, hätten sich viele wiederentdecken können – und sich amüsiert. Bianka Reichardt schöpft aus eigenen Erfahrungen mit ihrem als hyperaktiv „diagnostizierten Sohn. Die Erziehungswissenschaftlerin bildete sich in der Thematik fort, gab gerne ihr Fachwissen an das Varreler Publikum weiter: Richtig lernen funktioniere bei Jungen eigentlich erst nach der Pubertät, vorher werde noch viel Testosteron erzeugt und freigesetzt, setze sich „scheinbar in den Ohren“ fest und führe zu „merkwürdigen Ergebnissen“. Bianka Reichardt sparte nicht mit Erklärungen für das Verhalten der Jungs und warb für mehr Verständnis. Oft fehlten männliche Vorbilder, in Elternhaus, Schule und Kindergarten – obwohl sie ungemein wichtig für die Entwicklung von Jungen seien: „Männliche Vorbilder sind gefragt“, sagt Reichardt. Weitere Ratschläge bezogen sich auf die Wertschätzung im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ein Tipp von ihr, wie man Jungs zur aktiven Mitarbeit bewegt: einfache Aufforderungen wie „Würdest du mal...“. Ihr Hauptaugenmerk allerdings legte Reichardt auf „Wertschätzung und Vertrauen in das andere Geschlecht“– und in die eigenen Fähigkeiten. „Dann wird alles gut zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn es mal schwierig ist.“ Es müssten nicht immer gute Noten sein, ein steiniger Weg führe auch zum Ziel. Ihren fachlichen Ratgeber konnten die Gäste vor Ort erwerben. Während des Vortrages sorgte die Varreler Schülerfirma für Speis und Trank. Dass letztlich mehr interessierte Besucher kamen, als erwartet, motivierte die Organisatoren, weitere Veranstaltungen dieser Art anzubieten: „Ideen haben wir schon“, hieß es von Jens Grunert, Petra Winkelhoff und Silke Bornkamp.
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